Folge 18

Früher ein Grund für Suizid, heute behandelbar: Trigeminusneuralgie

Nur zwei Krankheiten rechtfertigten in den Moralvorstellungen des alten Roms einen Suizid, weil sie so heftige Schmerzen verursachen: Nierensteine und Trigeminusneuralgie. Markus Schwab erkrankte an zweiterem. Um diese stichartigen, paralysierenden Gesichtschmerzen loszuwerden, unterzog er sich einer robotergesteuerten radiochirurgischen Bestrahlungstherapie. Nach sechs Jahren Ruhe kamen die Schmerzen jedoch wieder zurück. Auch eine Glycerol-Injektion brachte keine langfristigen Erfolge. Erst die Begegnung mit Dr. Ethan Taub und einer neuartigen Methode befreite ihn von seinem Leiden.

Moderiert von Patrick Rohr

15.11.2023

Nach einem langen Arbeitstag wollte es sich Markus Schwab auf seinem Sofa gemütlich machen, als auf einmal ein stichartiger Schmerz auftrat und sich wie Stromschläge in seine rechte Gesichtshälfte bohrte. Nachdem ein Besuch beim Zahnarzt seine Fragen zur Ursache dieses unbekannten Schmerzes nicht beantwortete, tat seine Partnerin etwas, wovon man kranken Menschen normalerweise abrät – sie fing an zu googeln.

Doch mit dieser Recherche traf sie voll ins Schwarze: Markus Schwab litt an einer Trigeminusneuralgie. Der Trigeminusnerv ist zuständig für das Gefühl im Gesicht. Funktioniert dieser Nerv nicht mehr richtig, verursacht dies unbeschreibliche Schmerzen, obwohl kein Reiz da ist, der diesen verursachen könnte. Der Schmerz ist so stark, dass es im alten Rom, wo Suizid als Kapitalverbrechen galt, zulässig war, sich dafür umzubringen. Klingt makaber, ist für Herrn Schwab aber verständlich. «Wenn man kein Gegenmittel für dieses Leiden hat, springt man wohl irgendwann von der Brücke.»

Glücklicherweise sind wir nicht mehr im alten Rom und die moderne Medizin stellt eine Reihe an Optionen zur Verfügung, um eine Trigeminusneuralgie zu behandeln. Eine Möglichkeit wäre die Operation nach Janetta, wobei hinter dem Ohr ein kleines Loch gebohrt wird, um zwischen Nerv und Blutgefäss ein kleines Kunststoffplättchen einzusetzen. Obwohl die Operation hohe Erfolgsaussichten hat und gemäss Dr. Taub zu den grossen Erfolgen der modernen Neurochirurgie zählt, kam sie für Markus Schwab nicht in Frage. «Ich lasse mir doch nicht in den Schädel bohren!» Stattdessen entschied er sich für das Cyberknive, wodurch der Nerv mit einer fokussierten Bestrahlung abgeschwächt wird, sodass die schmerzauslösenden Impulse gestoppt werden.

Die Behandlung war ein Erfolg, Markus Schwab schien geheilt zu sein. Doch nach sechs Jahren leidensfreier Zeit kamen die Schmerzen mit einer solchen Wucht zurück, dass es kaum auszuhalten war. Da die Operation für Herrn Schwab immer noch keine Option war und von einer weiteren Behandlung mit dem Cyberknive abgeraten wurde, kam eine weitere Methode zum Zug: die Glycerol-Injektion. Auch dies hat mehrmals gut funktioniert, die Schmerzen kamen aber jedes Mal wieder zurück und damit auch die Verzweiflung.

Wieder war es seine Partnerin, die nach einer alternativen Behandlung suchte. Dabei stiess sie auf den ZAP-X. Es funktioniert ähnlich wie das Cyberknive, ist aber eine neuere Methode. Aus 200 verschiedenen Richtungen treffen hochdosierte Röntgenstrahlen auf die betroffene Stelle und schonen somit das gesunde Umfeld. Geschlafen habe er während der Behandlung, meint Markus Schwab. Schmerzen verspürte er also weder währenddessen noch danach. Das Einzige was geblieben ist, ist eine leichte Taubheit. Diese ist aber gleichzeitig auch ein Garant, dass die Schmerzen nicht so bald, oder vielleicht sogar nie wieder zurückkommen.  

  • Patrick Rohr, Markus Schwab und Dr. Ethan Taub (v.l.n.r)

    Patrick Rohr, Markus Schwab und Dr. Ethan Taub (v.l.n.r)

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